Newsletter #11 / Okt 2020
Liebe Freund*innen der con gressa,
die Tage werden kürzer, kälter und bleiben erst einmal vergleichsweise einsam vor dem Hintergrund geltender Kontaktbeschränkungen. Wie Sie menschliche Nähe in Ihren Online-Veranstaltungsalltag bringen, gegen den Herbst-Blues ankämpfen und Ihren Teamspirit in Corona-Zeiten stärken können, erfahren Sie in unserer aktuellen Newsletter-Ausgabe. Apropos Team: Wir haben Verstärkung bekommen und freuen uns, Alina Mendt und Sandro Schott bei con gressa zu begrüßen.
Beide waren dann auch gleich mit am Start bei unserem ersten digitalen Barcamp, dem UmdenkLabor am 16. Oktober. Knapp 30 Wissenschaftskommunikator*innen und Veranstaltungsmacher*innen trafen sich in unserer virtuellen Lounge. Nach einem Sessionpitch wurde in Kleingruppen diskutiert, gearbeitet und dokumentiert. Und als Energizer in der Pause gab es Bildschirmyoga – auch das hilft gegen die manchmal etwas gedrückte Herbststimmung.
Foto: Jörg Weiss
Bleiben Sie uns weiterhin treu!
Susann Morgner, Christine Titel und Jörg Weiss
Geschäftsführung con gressa GmbH
Stundenlang stumm vor Laptops und Bildschirmen zu verharren ist weder anregend noch gesund. Interaktion, die Goldwährung virtueller Events, kann hier abhelfen. Wo immer möglich und sinnvoll sollten interaktive Elemente eingeplant und sichtbar werden. Tipps, wie Sie Ihre Teilnehmer*innen aktivieren und müde Geister wecken können gibt es hier im Newsletter und in unserem Webinar am 25. November 2020 ab 14:00 Uhr.
1. Mit Icebreakern die Bühne bereiten
Je schräger der Icebreaker, desto wirksamer ist er. Wunderbar sind Icebreaker, mit denen man spielerisch das Online-Tool einführt. Man sollte außerdem darauf achten, dass sich möglichst alle Teilnehmenden einbringen, z. B. über eine Antwort im Chat. Experimentieren Sie mit kleineren Bastel- und Malaktionen, Objektvorstellungen, Yogaübungen – hier ist Kreativität gefragt. Ein wenig Inspiration gibt es unter https://icebreakers.io/.
2. Interaktion in Kleingruppen
Teilen Sie Ihr Publikum, auch unabhängig von der Zahl der Teilnehmenden, in (noch) kleinere Interaktionsgruppen auf. Partnerinterviews, Kennenlernrunden, Leitfragendiskussionen – all das ist über “Breakout-Features” in vielen Videokonferenztools in Sekundenschnelle möglich. Wir empfehlen eine Gruppengröße von bis zu sechs Personen.
3. Umfragetools verwenden
Gerade Online-Formate ermöglichen Live-Feedback. Oft sind Umfrage-Funktionen in den Plattformen bereits integriert oder schnell über zusätzliche Tools wie Tweedback, Metimeter und Slido hinzuzufügen. Nutzen Sie diese Möglichkeit! Fragen Sie Ihr Publikum: Wie denkt Ihr über Thema XY? Was sind Eure Ideen? Wie würdet Ihr entscheiden?
4. Perspektiven aus dem Publikum zulassen
Plenumsformate (Keynotes, Podiumsdiskussionen) sind schnell konzipiert, doch läuft man Gefahr, die Teilnehmenden dabei auf die Zuschauerbänke zu verbannen. Warum also nicht die Fishbowl-Diskussion digitalisieren? Auch auf einem virtuellen Panel könnte “ein Platz” für einen Teilnehmenden frei sein. Oder Sie lassen Vertreter*innen von wichtigen Stakeholdergruppen über kurze (voraufgezeichnete) Videozuschaltungen sprechen.
5. Gemeinsam Ideen erarbeiten
Nehmen Sie “Workshops” wörtlich und lassen sie Gruppen gemeinsam an Problemstellungen arbeiten. Mit ergänzenden Tools wie Padlet, Zumpad, Cryptpad o. a. können Dokumentationen entstehen. Beziehen Sie die Teilnehmende ein – z. B. indem Sie sie zu Moderator*innen, Zeitwächter*innen, Dokumentator*innen und Rapporteur*innen machen.
6. One-on-One-Meetings
Sind es nicht oftmals gerade bilaterale Gespräche, aus denen wir am meisten mitnehmen? Was hält uns davon ab, dies auch im Digitalen zu tun? Mit Meet-the-Expert-Formaten, digitalen Informationsständen, virtuellen “Office Hours” und kollegialen Beratungen lassen sich auch online bilaterale Begegnungen schaffen. Und sogar Speeddatings per Zufallsprinzip sind möglich. Werden Sie kreativ.
7. Freiräume für lockeres Netzwerken schaffen
Wer die Kaffeepause im Digitalen verbringen will, wird sich über wonder.me und Remo freuen. Beide Tools ermöglichen selbstgesteuertes Netzwerken im digitalen Raum. Und wer noch eins drauf setzen will, der taucht beispielsweise mit Mozilla Hubs in die Virtual Reality ein.
Klingt spannend? Melden Sie sich an für unser Webinar “Interaktionskonzepte für Online-Events”. Dort skizzieren wir Formate und Technologien, berichten aus unseren Projekten und geben praktische Tipps. Sie haben zudem die Möglichkeit, konkrete Fragen zu stellen.
Ich verabrede mich häufiger.
Schon zu Beginn der Pandemie wurde klar: Wir müssen uns regelmäßiger treffen. Unsere zweiwöchentliche Teambesprechung findet nun wöchentlich statt und in der Geschäftsführung verabreden wir uns regelmäßig zu Frühstücksrunden. Kein Projekt kommt mehr ohne Jour fixe aus. Das füllt meinen Kalender, aber so bleiben wir in Kontakt und ich weiß, wie es meinem Team geht.
Ich werde persönlicher.
Die Teambesprechung starten wir jetzt immer mit einer Icebreakerrunde. So kommt jeder zu Wort und ich erfahre viel Persönliches: Traumjobs, Lieblingsorte, Lieblingsessen, versteckte Talente und Hobbys. In unserem “Küchen”-Chat-Kanal teilen wir persönliche Eindrücke, Fotos und Neuigkeiten. Ich poste Fotos von meinem Wochenendausflug und von einem schönen Ausblick – fast ersetzt dies den Schwatz an der Kaffeemaschine. Und über die Videokonferenzen aus dem Homeoffice sitzt mein Team ja quasi sowieso schon bei mir im Wohnzimmer; da ist es auch nicht schlimm, wenn der Dackel durchs Bild springt.
Wir lachen gemeinsam.
Ich teile unterhaltsame “Fundstücke” aus der Live-Event-Betreuung – Sie wären überrascht, was man da so alles sieht ;-). Wir spielen Buzzword-Bingo und erzählen uns amüsante Erlebnisse aus der Welt der Online-Events. Und auch ein gut gewähltes GIF sorgt für Stimmung. Digital gelacht wird über 😂 und 😁 im Slack-Chat.
Shout-outs
Aus meiner Zeit in Kanada habe ich das Format “Shout-outs” mitgebracht. Wieder so ein Anglizismus, aber mir fällt kein gutes deutsches Wort dafür ein. Das Oxford Dictionary definiert “Shout-out” als “message of congratulation, support, or appreciation”. Shout-outs gehören an das Ende von Teammeetings, ein Platz für Lob und Dank. Damit sollte man nicht sparen. Und wenn man Glück hat, kommt auch etwas zurück.
Jörg Weiss, Geschäftsführer
Foto: Susann Morgner
Kann die Wissenschaftskommunikation aus der Corona-Krise lernen? Und wenn ja, was? – Eine Nachlese zum achten Treffen des “Siggener Kreises”.
Auch in diesem Sommer traf sich der Siggener Kreis für eine Arbeitswoche auf dem wunderbar abgeschiedenen und anregenden Gut in Schleswig-Holstein. Ja, wir trafen uns. Ein persönliches Arbeitstreffen in Corona-Zeiten. Ein Treffen – und das sage ich als inzwischen erfahrene Online-Event-Managerin –, das virtuell mit Sicherheit nicht funktioniert hätte. Aber dank hervorragender Organisation und unter Beachtung aller Regeln konnten sich etwa 20 Menschen aus Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus, aus Stiftungen, Wissenschaftsorganisationen, Hochschulen und Medien ausführlich und bis in die späten Abendstunden hinein mit der Frage beschäftigten, was die Wissenschaftskommunikation aus der Corona-Krise lernen könnte. Das war nicht einfach, denn wir alle standen (und stehen noch) unter dem Eindruck ganz aktueller Krisenentwicklungen, die uns – jeden in seinem System – “gefangen” halten. Braucht es nicht (mehr) Abstand, um die Dinge objektiv betrachten zu können? Und können wir uns überhaupt schon all die Fragen stellen, vor denen die Wissenschaftskommunikation in dieser Krise steht und aus deren Antworten sie lernen müsste? Ja und nein – ist meine Antwort.
Dennoch war es eine gute und fruchtbare Diskussionszeit, zu deren Ende wir – wie in den Jahren zuvor – nicht in allen Fragen Einigkeit erzielen konnten. Es folgte, auch wie immer, ein mühsamer kollaborativer Prozess der Erstellung eines zusammenfassenden Textes, der “Siggener Impulse”. Diese sind nun veröffentlicht und ich empfehle die Lektüre unter (https://www.wissenschaft-im-dialog.de/fileadmin/user_upload/Ueber_uns/Gut_Siggen/Dokumente/201015_Siggener-Impuls-2020.pdf).
Auch bei nochmaligem Lesen finde ich, auch wenn nicht alles neu und überraschend ist, manche Formulierungen nach wie vor mutig und nötig. Ein Beispiel: “Persönliche und institutionelle Eigeninteressen sind gerade in Krisenzeiten möglichst zurückzustellen. Trittbrettfahren, also das Lancieren eigener Themen, nur um den Hype zu nutzen und die eigene Relevanz zu belegen, führt zur „Vermüllung“ des kommunikativen Raums.” Klingt vielleicht einfach, aber Wisskomm-Profis wissen, wie schwer das sein kann.
Susann Morgner, Geschäftsführerin, Mitglied des Siggener Kreises
P.S. Übrigens: Jedes Jahr vor dem Treffen lese ich die alten Impulse noch einmal nach und finde, dass viele an Aktualität nicht verloren haben (https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/siggener-kreis/).
Foto: Bizzlogic
Wem könnte das nicht gefallen – bei schönstem Septemberwetter eine Woche in Heidelberg zu verbringen. Fünf Mitarbeiter*innen von con gressa waren dort, um die Durchführung des Heidelberg Laureate Forum (HLF) zu unterstützen. Die Konferenz, die für alle Teilnehmenden virtuell stattfand, wurde von einem “Headquarter” im Rechenzentrum der Universität Heidelberg aus orchestriert – mit Popup-Studio, Redaktion und Technikbetreuung.
Das HLF ist eine Netzwerkkonferenz, auf der ausgewählte junge Forscher*innen aus Mathematik und Informatik eine Woche lang mit Preisträger*innen der Disziplinen interagieren – Träger*innen des Abel-Preises, des ACM A.M. Turing Award, des ACM Prize in Computing, der Fields-Medaille und des Nevanlinna-Preises. Etwa 500 Menschen nahmen in diesem Jahr daran teil.
Ein umfangreiches wissenschaftliches Programm wurde durch verschiedene interaktive Elemente ergänzt, die den Austausch zwischen den Teilnehmenden erleichtern sollten. Dazu gehörten z. B. Sprechstunden der Laureaten. Zusätzlich gab es Online-Ausstellungen und Filmvorführungen. Eine Postersession und die abendlichen Gespräche fanden in einer Virtual-Reality-Umgebung statt. Hier gab es am letzten Abend sogar eine After-Conference-Party (mit Tanz!). Verständlich, dass für die “con-gressa-Delegation” eher wenig Zeit für Sightseeing blieb.
Foto: Susann Morgner
Am Tagungsort, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, konnten die Hygieneregeln gut umgesetzt werden. Nur sehr wenige Teilnehmende durften vor Ort sein. Etwas gewöhnungsbedürftig waren die halbleeren Räume schon, und die verordnete Frischluftzufuhr brachte so manchen zum Frösteln.
Deutlich voller war es im Online-Raum. Mehr als 400 Teilnehmende verfolgten die Konferenz im Web. Über Chatwalls wurde eifrig diskutiert. Fragen wurden von einer “Publikums-Moderatorin” am Ort vorgelesen und fanden ihre Antworten. Auch einige Referierende waren (nur) online dabei. Und obgleich technisch dafür gesorgt war, dass sich Offline- und Online-Panelisten gleichermaßen sahen und hörten, war es doch nicht so einfach, alle Beteiligten gleichermaßen aktiv in die Diskussion einzubeziehen. Für das Online-Publikum hingegen klappte es gut. Auch die Tools zur kollaborativen Zusammenarbeit (Padlets), die für die rein online abgehaltenen Workshops eingerichtet waren, wurden rege genutzt.
Fazit: Die Veranstaltung ist sehr gut und ohne Komplikationen verlaufen. Ob die Hybridität im Vergleich zu einer reinen Online-Veranstaltung wirklich einen Vorteil brachte, lässt sich aus unserer Sicht allerdings nicht eindeutig beantworten.
Wir setzten ein viertägiges Online-Programm um, welches neben zehn Sessions mit 50 Fachvorträgen eine Eröffnungsfeier (inkl. virtueller Überreichung von Urkunden) sowie ein Rahmenprogramm mit Live-Musik und Lesung katalanischer Lyrik einschloss.
Für das Fachprogramm bedienten wir uns des Tools Samba Live. Zur Orientierung und Hilfestellung, zum Netzwerken und für weiterführende Diskussionen nutzen wir Slack.
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