Newsletter #15 / Juni 2022
Liebe Freund*innen der con gressa,
unsere aktuelle Newsletter-Ausgabe steht wieder ganz im Zeichen der Wissenschaftskommunikation: Es geht um Social-Media-Tipps für Wissenschaftler*innen, Qualität im Wissenschaftsjournalismus und endlich auch wieder um die Wissenschaftsnacht.
Viel Freude beim Lesen!
Susann Morgner, Christine Titel und Jörg Weiss
Geschäftsführung con gressa GmbH
Foto: pixabay
Wer bin ich in den sozialen Medien? Was sind meine Botschaften? Was und wen möchte ich mit meiner Social-Media-Arbeit erreichen? Diese Fragen sollten sich insbesondere auch Forschende stellen, bevor sie sich für einen Kommunikationskanal entscheiden. Eine Entscheidungshilfe gibt dieser Artikel von Jörg Weiss. Weitere Tipps, wie Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien gelingen kann, gibt es in unserem digitalen Social-Media-Weiterbildungsseminar am 27. Juni 2022.
Finden Sie heraus, was Sie erreichen möchten
Wer Social Media nicht nur als Konsument*in von Katzen-Content und Co. als Zeitvertreib nutzen will, sondern eigene Inhalte und Botschaften vermitteln möchte, wird schnell merken, dass das richtig viel Arbeit machen kann. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich vorher bewusst werden, wen und was Sie erreichen möchten. Geht es Ihnen darum, für eine (politische) Sache zu werben, Mitstreiter*innen zu finden und mit Politiker*innen, Medienmacher*innen und NGOs in Kontakt zu kommen? Dann ist Twitter vermutlich Ihr Kanal (so machen das beispielsweise Robert Hoffie und Svenja Augustin). Geht es Ihnen darum, Einblicke in das Wissenschaftler*innen-Leben zu geben, und Mut und Lust zu machen, diesen Karriereweg einzuschlagen? Dann könnten Instagram oder Tiktok etwas für Sie sein (siehe z. B. Stina Börchers).
Die Sache mit den Zahlen
Eine alte Weisheit in der Kommunikation lautet: Gehe dahin, wo deine Zielgruppe kommunikativ aktiv ist. Ginge es nur nach Zahlen, wäre das in Deutschland noch immer Facebook. Wenn man aber genauer hinguckt, dann merkt man schnell, dass sich manche Demographien kaum noch auf Facebook aufhalten. Was zählt, sind die wöchentlich oder gar täglich aktiven Nutzer*innen, und diese sind oft eher auf Instagram, LinkedIn, Twitter und TikTok zu finden. Stark verkürzt: Jugendliche und junge Erwachsene sind eher auf TikTok und Snapchat unterwegs. Instagram wächst enorm und ist stark in den „mittleren“ Demographien. Wer es ganz genau wissen will, kann sich an den Statistiken auf Statista orientieren oder in die ARD/ZDF-Onlinestudie 2021 gucken.
Stehen Sie gerne vor der Kamera?
Das Erfolgsrezept vieler erfolgreicher „Sciencefluencer“ sind authentische Geschichten mit viel persönlichem Bezug. Die Wissenschaftler*innen treten als Protagonist*innen auf. Sie zeigen dabei oft auch viel Emotion und Persönliches und zwar VOR der Kamera. Das ist ganz besonders bei Instagram und TikTok der Fall. Dort ist eine auf Text und Bildern ohne Menschen basierte Kommunikation kaum erfolgreich. Wer also nicht gern vor der Kamera steht und spricht, sollte diese Kanäle eher meiden. Auch sei erwähnt, dass es für Instagram und TikTok eine gewisse Medienaffinität braucht. Wer gern kleine Videosequenzen dreht und nachträglich bearbeitet, wird Freude damit haben.
Geht es Ihnen eher um Ihr professionelles Netzwerk?
Richtig eingesetzt kann Social Media karrierefördernd sein – das gilt auch für Wissenschaftler*innen. Viele Forschende berichten, dass ihnen insbesondere Twitter bei der Literaturrecherche hilft. Die neuesten Studien werden dort geteilt, es kommt zum Austausch und zum Knüpfen neuer Kontakte. Langfristig weitet dies Ihr Netzwerk aus, es kann zu Kollaborationen und Jobangeboten führen. Wenn Ihr Forschungsbereich auf Twitter aktiv ist – das erfahren Sie z. B. über Hashtags bei Ihren Fachkonferenzen – dann überlegen Sie, ob Sie sich in die Unterhaltungen einbringen möchten. Kommentieren Sie die Beiträge Ihrer Kolleg*innen, stellen Sie Fragen – Social Media ist ein Chat und keine One-Way-Kommunikation. In ähnlichem Maße kann hier LinkedIn interessant für Sie sein. Insbesondere, wenn Sie sich mit Transfer und Kooperationen mit der Wirtschaft beschäftigen.
Und zum Schluss noch ein wichtiger Tipp: Trauen Sie sich! In unseren Gesprächen mit Wissenschaftler*innen stellen wir immer wieder fest, dass es den eigenen Schweinehund zu überwinden gilt. Fragen Sie sich nicht: Aber ist das überhaupt relevant und wen interessiert denn sowas überhaupt? Ihr Thema ist relevant und wichtig und wenn Sie es spannend finden, geht es vielen anderen genauso. Also raus mit dem Tweet!
Klingt spannend? Melden Sie sich an für unser Weiterbildungsseminar „Social Media in der Wissenschaftskommunikation“ am 27. Juni 2022, 14:00 – 15:30 Uhr (https://con-gressa.de/webinar/).
Foto: Archiv
Am 2. Juni 1992 beginnt Susann Morgner ihren Weg in die Wissenschaftskommunikation. 30 Jahre in einer Branche. Ist man da eher Mega-Expertin oder schon unbelehrbares Fossil?
Tatsächlich beschäftigt mich diese Frage in diesen Tagen – mein „Jubiläum“ ist sicherlich ein Anlass. Mehr aber noch die Tatsache, dass die vielen Wissenschaftskommunikator*innen um mich herum immer jünger werden. Sie wissen, was ich meine … Immer häufiger frage ich mich, was ich nach so vielen Jahren noch oder gerade deshalb in die Debatten um gute Wissenschaftskommunikation einbringen kann.
Natürlich sind es die sogenannten wertvollen Erfahrungen aus der Zeit als Uni-Pressesprecherin, als Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Hochschulpressesprecher“ (heute Bundesverband Hochschulkommunikation), als Geschäftsführerin einer Agentur für Wissenschaftskommunikation, als langjähriges Mitglied des Siggener Kreises. Aber ganz konkret?
Ich liebe es, für die Wissenschaft zu arbeiten. Sich von Mathematikerinnen schwierige Dinge erklären zu lassen, mit Philosophen zu diskutieren, über physikalische Experimente zu staunen. Und ich liebe es, diesen Menschen Bühnen zu bauen, damit sie ihre Erkenntnisse vermitteln können. Anfangs war ich mit dem Staunen so beschäftigt, dass ich wenig differenzierte. Wissenschaft ist cool. Professor*innen waren alle Helden. Aber natürlich ist es nicht ganz so einfach. Und so entwickelte ich mich vom vorbehaltlosen Fan zur echten Freundin. Echte Freunde aber müssen sich ab und zu unangenehme Wahrheiten sagen dürfen. Nur das bringt wirklich weiter und das sollte der Freundschaft keinen Abbruch tun. Also: Trauen Sie sich, berechtigte Kritik zu üben. Und nehmen Sie solche auch an. Als Wissenschaftler*in, Wissenschaftsmanager*in oder Wissenschaftskommunikator*in.
Womit wir bei den Menschen sind. Hinter jedem System stehen Menschen. Viele gute Wissenschaftler*innen allein machen noch keine gute Institution. In einer exzellenten Wissenschaftseinrichtung gibt es nicht nur potenzielle Nobelpreisträger*innen. Als Wissenschaftskommunikator*in verpflichte ich mich dazu, differenziert zu kommunizieren. Das passt nicht immer in einen coolen Slogan. Aber deshalb „verkaufe“ ich eben auch keine Autos. Also: Wissenschaft ist nicht einfach und genau deshalb nicht einfach zu kommunizieren. Und das ist gut so.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Wettbewerb stimuliert uns zu neuen Ideen. Stimmt alles. Aber wenn Wettbewerb zum Selbstzweck wird und schon das Siegen allein ein Qualitätskriterium ist, dann läuft etwas schief. Wenn (nur die) Hörsäle schnell renoviert werden, in die eine Begutachtungskommission kommt, erinnert mich das unschön an Episoden aus meiner DDR-Vergangenheit. Also: Vorsicht vor potemkinschen Dörfern. Bei der Ausgestaltung wettbewerblicher Forschungsförderung ist mein Einfluss mehr als gering, aber bei Fehlanreizen in der Wissenschaftskommunikation versuche ich, dagegen zu argumentieren. Denn lieber gar nicht gewinnen, als Siegerin in einem „falschen“ Wettbewerb zu werden.
Zuletzt: Ohne meine jungen Mitstreiter*innen wäre ich schon längst ein „unbelehrbares Fossil“. Fragt mich, kritisiert mich und streitet weiter mit mir. Wir können voneinander lernen – ich jedenfalls will es weiterhin.
Foto: Science Media Center Germany gGmbH
Lesenswerte (lange) Interviews zum Verhältnis von Medien und Wissenschaft und über die Motivation von Forschenden, in die Öffentlichkeit zu gehen
Sicherlich gibt es schon sehr viele Artikel, Podcasts und auch Bücher zu diesem Thema, aber die Interviews, teilweise filmisch begleitet, auf der Website der Initiative Together for Fact News (Link: https://www.together-for-fact-news.de/index.php) sollten in der Lektüreliste von Wisskomm-Fans nicht fehlen. Im Großen und Ganzen geht es um die Bedeutung von gutem Wissenschaftsjournalismus für die Gesellschaft. Im Detail äußern sich Forschende und Medienschaffende zu ihren ganz individuellen Sichtweisen auf die Thematik im Gespräch mit Volker Stollorz, dem Geschäftsführer des Science Media Center Germany (SMC). Das SMC hat diese Initiative mit Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung kurz vor der Corona-Pandemie ins Leben gerufen – im ersten Interview mit Christian Drosten steht diese dann schon im Mittelpunkt. Aber es geht auch um andere Aspekte, u. a. in den Gesprächen mit Eckart von Hirschhausen, Marylyn Addo oder Mai Thi Nguyen-Kim.
Foto: David Ausserhofer
Das von der Alexander von Humboldt-Stiftung initiierte Philipp Schwartz and Inspireurope Stakeholder Forum gibt Expert*innen und geflüchteten Forschenden einen Raum zum Austauschen und Netzwerken. Am 10. und 11. Mai kamen etwa 200 Teilnehmende on-site in Berlin und knapp 100 Personen als Online-Publikum zusammen. Thema waren die Arbeitsbedingungen von verfolgten Wissenschaftler*innen und deren individuelle Situationen im Exil.
Nicht ohne Grund wurden zur ersten großen Präsenzveranstaltung nach langer Zeit fast alle Mitarbeiter*innen von con gressa eingebunden. Denn eine Konferenz mit vielen hybriden Anteilen erfordert besondere Aufmerksamkeit. con gressa konzipierte und organisierte dafür verschiedene Settings und Austauschformate. Neben einem aufwändig gestalteten Livestream vom Opening wurde die Location selbst zu einem genuin hybriden Veranstaltungsort umfunktioniert. Dazu wurde ein Raum mit Sprechstellen und Kameratechnik ausgestattet, ein anderer mit Dolmetscherkabinen, um die Teilnahme von Referierenden vor Ort an reinen Online-Sessions zu ermöglichen. Auch gab es ein „Kino“ zur Übertragung einzelner Online-Programmteile und darüber hinaus eine veranstaltungsbegleitende App, sodass alle Teilnehmenden – on-site und online – miteinander kommunizieren konnten. Für con gressa war die Konferenz ein großer Erfolg. Die positive Resonanz und Dankbarkeit der Teilnehmenden, sich auf verschieden Ebenen begegnen zu können, waren dafür nicht zuletzt der beste Beweis.
Foto: Andreas Lander
Endlich wieder Lange Nacht – nicht nur für con gressa, sondern auch für Magdeburger*innen ist die Vorfreude auf die Lange Nacht der Wissenschaft am 11. Juni nach der Corona-bedingten Zwangspause groß. Weil wir es kaum erwarten können, veranstalteten wir am 6. Mai ein Science-Speeddating auf dem Alten Markt in Magdeburg – quasi ein Appetithappen.
Lange-Nacht-Fans hatten beim Science-Speeddating auf dem Alten Markt die Möglichkeit, in die Wissenschaftswelt Magdeburgs einzutauchen. Los ging es mit einem Anheizer von Science-Slammer Mathias Magdowski von der Otto-von-Guericke-Universität. Beim anschließenden Speeddating bekamen Bürger*innen in mehreren Gesprächsrunden die Möglichkeit, sich mit Magdeburger Wissenschaftler*innen aus vielen verschiedenen Fachgebieten zu unterhalten und ihre Fragen zu stellen. Dabei waren auch Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und eingeladene Pressevertreter*innen.
Grafik: Sheraz Khan
Um Qualität im Wissenschaftsjournalismus geht es der Wissenschaftspressekonferenz (wpk). Ein wichtiges Thema, finden wir. Da haben wir uns natürlich gefreut, gleich zwei neue Websites in diesem Bereich launchen zu dürfen.
Zwei Websites am gleichen Tag? Das war natürlich kein Zufall, sondern auch inhaltlich begründet. Wir durften die Website der wpk, dem Verband der Wissenschaftsjournalist*innen, überarbeiten: https://wpk.org/. Und wir gestalteten die Website des frisch ins Leben gerufenen Innovationsfonds Wissenschaftsjournalismus: https://innovationsfonds.wpk.org/. Im Hintergrund implementierten wir ein neues Mitgliederverwaltungsportal für die wpk. Für den Innovationsfonds realisierten wir zudem Datenbank- und Cloudlösungen für den Bewerbungsprozess.
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